Lech Posen - Austria Wien 2:1 (4:2 n.V.)

1-3.10.2008 (Polen)

Abfahrt am 1.10.2008 um 23:00Uhr vom Cafe Violet mit dem Bulldogs-Bus. Aufgrund der Absage des Fanatics-Busses (zu wenig Anmeldungen) war es im Bus relativ voll, zumal in Polen noch Leute aus der ehem. DDR zusteigen sollten. Abgesehen vom dezenten Umweg über Prag (eh nur 200km) ging es anfangs recht glatt dahin. Bis Prag war die Strecke größtenteils ausgebaut, was man von dem was danach folgte nun wirklich nicht behaupten konnte. Enge Straßen durch Ortschaften drosselten unser Tempo, wodurch der ausgemachte Treffpunkt mit den Ostdeutschen zeitlich nicht gehalten werden konnte. Als wir 20km vor Wroclaw (Preslau) von den Cops aufgehalten wurden, kam es noch dicker. Der Bus hatte keine Vignette (keine Ahnung wofür man in einem Land ohne Autobahnnetz eine Vignette braucht), macht in Polen 1.350,- Euro (=5000,- Zloti) und einen ungeplanten Aufenthalt von mehr als 2 Stunden. Komischerweise waren wir das einzige Fahrzeug das in dieser Zeit kontrolliert wurde. Als wir dann endlich weiterfahren konnten und die Jungs aus dem Osten der wiedervereinten Bundesrepublik am Bahnhof mit einiger Mühe aufgelesen waren, ahnte keiner der teils schon sehr stark alkoholisierten Mitfahrer, dass es bald noch viel dicker kommen sollte. Auf einer Rast/Tankstelle ca. 100km vor Posen fielen uns 2 Autos mit vermeintlichen Wislaw Krakau Fans auf (ich behaupte mal Frech die Leiberl waren nur übergezogen, denn es wäre den knapp 10 Personen gar nicht mehr möglich gewesen rechtzeitig zum Spiel gegen Tottenham um 15:45 in Krakau zu sein). Im Nachhinein gesehen waren das sicher Lech Posen Spione, über die wir hätten "drüber fahren" sollen, was von manchen Personen im Bus auch angedacht wurde. Der enorme Bierkonsum zwang uns nach nicht ganz 20km eine Weitere Pinkelpause einzulegen - ein Fehler mit fatalen Folgen.

Anfangs war alles ruhig. Ich war einer der ersten Rasenpinkler und schnell wieder im Bus. Einige Leute hatten sich in den Tankstellenshop begeben um etwas zum Essen zu kaufen. Als ich gerade auf meinem Platz direkt gegenüber des hinteren Einstieges Sitz bezogen hatte, schrie jemand plötzlich "die Polen kommen". Was dann abging stellte Filme, wie "Football Factory" oder "Green Street Hooligans" in den Schatten. Etwa 50-70 maskierte polnische Hooligans stürmten auf den Bus zu. Ausgerüstet waren sie mit schwarzen Sturmmasken (zum Teil mit aufgemaltem Totenkopf), Zahnschutz, Gesichtsschutz, mit Sand gefüllten Handschuhen und Brustpanzern. Waffentechnisch reichte die Palette von unbewaffnet, über Messer, Eisenstangen, Baseballschläger  bis hin zum Eishockeyschläger. Die Jungs im Shop konnten sich im hinteren Teil mit Paletten- und Barhockerwerfen die Gegner vom Leibe halten. Für uns beim bzw. im Bus sollte es schlimmer kommen.  Einer der Ostdeutschen war gerade am Einsteigen, als ihn 3 Polen daran hindern wollten. Leider war es mir nicht möglich, ihn in den Bus zu ziehen. Sie zerrten ihn etwa 3 Meter vom Einstieg weg und bearbeiteten ihn .Was folgte spottet jeder Hooligankultur (da man eigentlich nicht auf am Boden liegende einschlägt/tritt): zu zweit wurde sein Kopf mit Tritten bearbeitet und jene die das ungeschriebene Hool-Gesetzt nicht brechen wollten, zerrten ihn ganz einfach wieder auf (denn dann lag er ja nicht am Boden) und schlugen auf ihn ein. Erst etwas später trugen 2 etwas mehrbehirnte Polen seinen Körper in den Eingangsbereich des Shops, um ihn dort in Sicherheit abzulegen, was die kurz später hineinstürmenden Angreifer aber nicht von weiteren Attacken abhielt. Sein persönlicher Fazit: Nasenbeinruch, Jochbeinbruch, evtl. Kieferbruch, Verlust einiger Zähne und 2 ausgerissen Ohrringe.

 Zeitgleich versuchten 1-3 Polen durch den hinteren Einstieg in den Bus einzudringen um weitere Opfer aus dem Bus zu zerren od. uns im Bus zu bearbeiten. Teils alleine, zu zweit oder zu dritt war es uns unter Einsatz all unserer Kräfte, völlig zugepumpt mit Adrenalin und Puls 220, möglich, die Angreifer mit gezielten Fußtritten (vorzugweise auf die "Fresse") am Eindringen in den Bus zu hindern. Großes Lob gilt M. aus D., der allein durch hochreißen seines T-Shirts und zeigen seiner etlichen Tattoos die Polen gleich ein Stück zurückschrecken konnte. Ich selbst bin zwar eigentlich kein Raufer, aber in solch einer Situation geht es ums Überleben und da fällt es einem leichter über seinen Schatten zu springen. Verletzungen der Polen: ein paar Nasenbrüche und blutende "Fressen" und Augen. Wir flehten den Busfahrer lauthals an doch loszufahren, doch dieser wollte erst die Türe schließen, was mit mehreren Polen im Einstieg eher unmöglich war. Diese wiederum machten sich an einem vermeintlichen Schlauch, den sie der Hydraulik der Türe zuordneten zu schaffen. Vielmehr handelte es sich aber um den Schlauch des Feuerlöschers, welcher wenig später den kompletten Bus in einem weiß/hellblauen Nebel/Rauch hüllte. Wir alle vermuteten im ersten Moment eine Tränengasattacke und schmissen uns nach Aufrufen eines Kundigen auf den Boden. Wer meint, dass Feuerlöscherpulver nicht in den Augen und der  Lunge brennt, liegt völlig falsch - das tut es und wie. Mit einem Eishockeyschläger wurden die Scheiben im hinteren Bereich bearbeitet. Diese allgemeine Verwirrung nutze der Busfahrer zum Losfahren. Ich glaube die Polen ihrerseits vermuteten einen fehlgeschlagenen Gasangriff durch uns und zogen sich ein Stück zurück.  Der Bus drehte eine Runde über die Hauptstraße zurück zu Tankstelle, da man niemand zurück lassen wollte. Die Hooligans zogen sich im Angesicht des zu erwartenden Polizeieinsatzes ganz zurück. Der Tankstellenbesitzer hatte die Cops aus einer Kammer, in der er sich mit ein paar Leuten von uns verschanzt hatte, alarmiert. Aufgrund der Brisanz dieses Spieles war es eine Frechheit, wie lange es bis zum Eintreffen der Polizeieinheiten dauerte. Nicht wenige meinen ja, dass da im Osten immer noch kooperiert wird (Polizei - Hooligans). Der Knüller war jetzt, dass uns die polnische Polizei das Weiterfahren bis zur Bezahlung einer Strafe von 350.- Euro (=1000,- Zloti) und der Herausgabe der Namen und Adressen aller Businsassen untersagte. Von da an hatten wir Polizeischutz bis zum Stadion.

Das Spiel ging, bis auf unsere Tore, mehr oder weniger an mir vorbei. Auch an der Anfeuerungsbereitschaft vieler sah man, wie tief der Schock eigentlich saß. Leider verloren wir 4:2, was uns aber vor weiteren Angriffen eher schützen sollte. Bei der Heimfahrt eskortierte uns die polnische Polizei bis zur Tschechischen Grenze. Einmal wurde es noch brenzlich, als vor Wroclaw die Jungs aus Deutschland in zwei Taxis umstiegen, die sie zum Bahnhof bringen sollten, da man die Busse in der Stadt nicht einem weiteren Risiko aussetzen wollte. Einige Autos hatten uns verfolgt und hofften nun auf ihre Chance, die Polizei fuhr aber mit geladenen Pumpguns auf, und verhinderte so einen weiteren Angriff. Da wir nun dem Viola-Boys-Bus mit ortskundigem, polnischem Fahrer folgten, verkürzte sich die Rückreise über Olmütz und Brno (Brünn) erheblich.

Viola Passion

BULLDOGS ON EUROPEAN TOUR 2008

Weitere Fotos aus Posen  findet ihr im Fotoarchiv

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