Faröer - Österreich 1:1

1-3.10.2008 (Torshavn)

Die  Auswärtsfahrt zu den Faröer begann eigentlich schon am 10. Dezember 2007 mit der Buchung der vier Flüge im Internet. Für vier Fans der Bulldogs war dann am Freitag, dem 10. Oktober 2008 um 19.55 Uhr Abflug vom Flughafen Wien-Schwechat. Mit der AUA ging es nach Kopenhagen wo wir die Nacht am Flughafen verbringen wollten. Da aber Virus und die Atzgersdorfer schon vormittags ebenfalls via Kopenhagen auf die Faröer-Inseln reisen sollten, aufgrund der schlechten Witterung ihr Anschlussflug von Dänemark auf die Inseln aber abgesagt werden musste, und sie von der Fluglinie Atlantic Airways ein Hotelzimmer bezahlt bekamen, konnte wir bei Virus gratis im Doppelzimmer übernachten. Per SMS bekam ich die Hoteladresse und den Anfahrtsweg und nach fünfminütiger U-Bahn Fahrt waren wir nach zwei Stationen bei unserer billigen Übernachtungsmöglichkeit.

Für uns ging es am nächsten Morgen gleich wieder retour zum Flughafen, von wo aus wir um 0:48Uhr mit dem ersten Flieger zu den Faröer weiterfliegen sollten. Doch bei den Atlantic Airways herrschte an diesem Tag Chaos pur. Durch den wetterbedingten Ausfall am Vortag mussten nun diese am Samstag nachgeholt werden. Aus diesem Grund wurde unser Flug erst einmal auf 16:45Uhr verschoben, Matchbeginn wäre aber schon um 17 Uhr gewesen. Aber nicht nur wir Fans, sondern auch das slowenische Schiedsrichterteam und der tschechische UEFA-Delegierte saßen auf dem Flughafen fest. Der UEFA-Delegierte teilte uns mit, sollten er und das Schiedsrichterteam nicht rechtzeitig auf die Inseln kommen, würde das Match am Sonntag nachgeholt werden. Für Virus und die Atzgersdorfer sollte es keine Probleme geben, denn sie wurden automatisch auf die erste Ersatzmaschine umgebucht. Auch unsere Gruppe konnte gleich einchecken, bekam aber wie das Schiedsrichterteam nur Standby-Tickets. Beim „Boarding“ mussten wir neidlos mit ansehen, wie die Schiedsrichter plötzlich Fix-Tickets vorweisen konnten, wie sie aber ihre Standby-Tickets in „echte“ Tickets umwandeln konnten entzieht sich aber unserer Kenntnis. Nun war klar, dass das Match heute angepfiffen wird und wir konnte nur noch hoffen, dass einige Passagiere ausfallen würden, um noch Restplätze in der kleinen Maschine zu ergattern. Minutenlanges Bangen und Zittern hatten ein Ende und insgesamt sieben Standby-Passagiere konnten schlussendlich die Reise in diesem Flieger auf die Faröer mitmachen. Nicht so gut erging es Gerard mit seinem Anhang, er saß den ganzen Tag am Kopenhagener Flughafen fest, dafür war er am Vorabend noch bei der Tribüneneröffnung beim Match Austria – Dortmund.

Drei Stunden vor Spielbeginn erreichten wir den Flughafen auf der Insel Vagar. Mit dem Shuttlebus um 90 Faröerische Kronen oder 11 Euro ging es die letzten 50 km in die Hauptstadt Torshavn. Zwei Stunden vor Anpfiff war im Stadion vom geplanten Match noch nichts zu sehen, der Platzwart markierte gerade die Linien. Gleich daneben auf der Tankstelle trafen sich dann schön langsam die Österreich-Fans. Das Angebot der Tankstelle beschränkte sich aber auf antialkoholische Getränke und Hotdogs, deswegen versuchten wir unser Glück im „Stadion“. Doch auf dem Dorfplatz gab es nicht allzu viel zum Sehen bzw. zum Kaufen und im VIP-Klub wurde uns der Eintritt untersagt. Vor der Haupttribüne trafen wir noch einen Reporter von der sinnlosen Stadtzeitung „Der Falter“, der vermutlich bis heute noch nicht weiß, was er dort gemacht hat, denn vom Fußball hatte der junge Mann null Ahnung. Da es keinen eigenen Auswärtssektor gab, hängten die meisten Österreich-Fans ihre Transparente auf der Haupttribüne auf. Wir Bulldogs und Atzgersdorfer gingen auf die Gegengerade, um fernsehtechnisch voll im Bild zu sein. Mediengerecht wurden die Transparente trotz der widrigen Umstände, wie starker Wind und sturmartige Böen, befestigt. Doch der ORF versagte auf allen Linien und konnte nur ein Standbild eines falschen Stadions und eine Radioreportage auf Sendung bringen. Schuld war angeblich ein deutscher Vertragspartner, der ein technisches Teil, das zum Einspeisen des Bildsignals in den Satteliten gebraucht wird, nicht termingerecht auf die Inseln brachte. Andererseits war es nicht so schlecht, dass die Mattscheibe schwarz blieb, denn was die österreichische Nationalmannschaft an diesem stürmischen Nachmittag bot, grenzte an Arbeitsverweigerung.

In der Anfangsphase wurden die wenigen Chancen teilweise stümperhaft vergeben, danach wurde nur mehr krampfhaft versucht zu Torchancen zu kommen, aber spätestens am 16er war für unsere Profis Endstation gegen die brav kämpfenden Amateurkicker. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis es in unserem Tor klingelte. Der große Außenseiter, der die letzten achtzehn Spiele nicht gewonnen hatte, ging nicht unverdient mit 1:0 in Führung. Wudle, der einen äußerst hohen Geldbetrag auf einen Österreich Sieg gewettet hatte, montierte gleich nach dem Tor sein Atzgersdorf-Transparent ab und verließ wutentbrannt und schimpfend das Stadion. Den 1:1 Ausgleich ein paar Minuten später bekam er gar nicht mehr mit, denn er war schon auf dem Weg zurück ins Hotel. Wir mussten dagegen hilflos die restliche zweite Halbzeit mit ansehen, wie die österreichischen Kicker immer wieder mit hohen Bällen versuchten zu Torchancen zu kommen. Und das war doppelt zum Scheitern verurteilt, denn erstens ließ der starke Wind keine genauen Pässe und Flanken zu und zum Zweiten standen die Insel-Kicker in der Abwehr bei hohen Bällen sehr gut und hatten keine Probleme mit den höher eingeschätzten Ösi-Kickern. So reichte es nach der Jahrhundert-Pleite von 1990 diesmal wenigstens zu einem Unentschieden, mittlerweile müssen auch wir Fans kleinere Brötchen backen, und vielleicht kapiert es auch Wudle einmal, dass man bei Österreichmatches maximal auf den Gegner wetten kann.

Danach ging es mit dem „unbeugsamen, grünen Magister“, der schon seit zwei Tagen die Inselgruppe verunsicherte, in das Stadtzentrum von Torshavn. Im Cafe Natur traf sich dann ein Großteil der Österreich-Fans. Neben einigen Rapidlern waren unter anderem noch die Jungs vom Salzburg Fanclub Oed-Zeillern, die Linzer Vikings sowie zwei Fans von Vorwärts Steyr dabei, das Beste nach so einem Spiel zu machen. Der Frust des heutigen Matches wurde mit einigen Bieren hinuntergespült, die waren zwar nicht billig, aber immerhin ersparen wir uns die teure Reise zur WM 2010 nach Südafrika. Nach einigen Lokalwechseln und etlichen Bieren kam unsere Gruppe wieder ins Cafe Natur zurück. Dort gab es mittlerweile Livemusik und es herrschte riesige Stimmung in dem engen Lokal. Wer glaubt, dass sich nur die österreichische Jugend am Wochenende dem Alkohol hingibt, hat sich ordentlich getäuscht. Denn von den Färingern, oder wie die Insulaner sonst genannt werden, war zur Sperrstunde um vier Uhr früh kein einziger mehr nüchtern. Da wir Bulldogs, bis auf Virus, kein Hotelzimmer gebucht hatten und um diese Uhrzeit kein Zimmer mehr zu bekommen war, war nun guter Rat teuer. Der Busbahnhof hatte geschlossen und ein anderes Quartier war auf die Schnelle nicht zu bekommen.

So begaben wir uns auf einen überfüllten Platz mitten in der Stadt, an dem mindestens 300 stark angetrunkene Jugendliche nach der Sperrstunde auf der Straße weiter feierten. Laufend wurden wir angesprochen, ob wir Hilfe bräuchten. Ich erklärte unsere Situation, und ein Mädel bot uns an mit ihr in die Wohnung eines Freundes zu kommen. Dort herrschte ausgelassene Stimmung, Bier und Vodka gab es gratis, und was unseren Rechtsanwalt am meisten freute, er durfte sein Bier mit einer Zigarette genießen, denn vorher im Lokal mussten die Raucher immer vor der Tür in der Kälte ihrer Sucht nachgehen. In der Wohnung gab es ein Kommen und Gehen, aber so zehn bis zwölf Leute waren immer anwesend. Der Wohnungsbesitzer spielte mit seinem Freund seelenruhig auf der Playstation Fußball und zwar Österreich – Deutschland mit dem legendären Sturm Kuljic – Wallner. In der Küche sorgte ein nicht mehr nüchternes Mädl für einiges an Chaos, indem sie zuerst die anderen Partygäste mit Rasierschaum beschmierte und schlussendlich sich selbst den Schaum sogar in die Haare schmierte. Wir tranken gemütlich unser Bier und hielten sich bei diesen Kindereien zurück. Gegen 07.00Uhr früh wurde dann die Party wegen Verblödung abgebrochen, wir bedankten uns beim immer noch coolen Gastgeber und verließen den Ort des Grauens.

Am Busbahnhof bekamen wir dann noch ein paar Stunden Schlaf, sonst war an diesem Sonntagvormittag nichts zu machen. Es regnete in Strömen und bis auf unsere Tankstelle vorm Stadion hatte kein einiges Lokal oder Geschäft geöffnet. Zu Mittag ging es mit dem Shuttlebus zurück zum Flughafen. Nach einem weiteren Zwischenstopp in Kopenhagen erreichten wir um 22:00 Uhr abends wieder Wien-Schwechat. Sportlich hatten die Faröer-Inseln unseren Kickern kein Glück und Wudle kein Geld gebracht, aber wir Fans lassen uns von solchen desolaten Leistungen nicht anstecken und feiern die Feste weiter wie sie fallen.

Martin/B.D. 92

BULLDOGS ON INSEL TOUR 2008

Weitere Fotos von den Faröer  findet ihr im Fotoarchiv

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