Athletic Bilbao - Austria Wien 1:2

25-28.01.2005 (Spanien)

Noch vor Weihnachten suchten wir im Internet eine günstige Flugverbindung nach Bilbao. Wir fanden einen sehr preisgünstigen Hinflug über Hannover, heimwärts sollte es über Stuttgart gehen, und alle vier Flüge kosteten insgesamt inkl. Taxen und Gebühren nur 145€ pro Person. Aber durch die Absage des Hinspiels und die daraus erfolgende Spielverschiebung konnten wir uns unsere billigen Flugtickets auf gut Deutsch in die Haare schmieren. So entschlossen wir, uns wieder mit dem VW-Bus durch halb Europa zu quälen. Am Donnerstagabend beim 0:0 Heimspiel gegen Bilbao wurden die letzten Details geklärt und gleich tags darauf sollte es mit neun Fans zu Mittag den Süden entgegen gehen.

Freitagmittag, Cafe Cindy, Wien Floridsdorf. Beim ersten Treffpunkt stellte sich heraus, dass die ersten beiden Fans für die Busfahrt bereits ausgefallen sind. Der kleine Oliver ist mit dem Schneeschaufeln nicht fertig geworden und Flughafen-Wolferl musste beruflich kurzfristig nach Stockholm, sollte aber mit dem Flieger über Frankfurt nach Bilbao nachkommen und die Heimfahrt mit dem VW-Bus antreten. Schlumpf von den Atzgersdorfern und sein Freund Christian waren startbereit und so ging es zum zweiten Treffpunkt beim Wiener Westbahnhof. Dort sollten Lacki, Jörg und Ingrid dazu steigen. Die Betonung liegt auf sollten, denn ausgerechnet unser Präsi Jörg hatte für uns unerklärlich private Probleme und musste kurzfristig die Reise stornieren. So ging es mit dem VW-Bus zu fünft zum letzten Treffpunkt zur Raststation Guntramsdorf. Dort wartete bereits Andi mit seinem Voyager und da wir nach drei Ausfällen nur noch zu sechst waren, entschlossen wir uns, den alten VW-Bus für die nächsten dreieinhalb Tage gegen den Voyager auszutauschen. Schnell wurden die gesamten Vorräte, darunter vier Paletten Bier, ein Karton Wein, genügend Almi und Cola zum Mischen und auch Mineralwasser (natürlich wollten wir uns nicht vergiften, dass Mineral gehört nur zum Händewaschen und zum Zähneputzen) umgeladen und es ging nun zu sechst recht komfortabel Richtung Italien. In der Zeitung bei Tipp 3 entdeckten wir ein interessantes Serie B Match in Italien. Piacenca – AC Torino, das direkt auf der Strecke liegt und um 20:45 Uhr angepfiffen wird. Wir rechneten die Kilometer und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit aus und sollte alles glatt gehen könnten wir gerade rechtzeitig zu Spielbeginn in Piacenca sein. Ein Stau auf der Autobahn zwischen Padua und Vicenca kostete uns fast eineinhalb Stunden und so konnten wir das Match vergessen.

Nachdem wir vor Genua die falsche Abzweigung erwischten, suchten wir uns um Mitternacht eine günstige Übernachtungsmöglichkeit. Für 52 €/Doppelzimmer fanden wir ein günstiges Hotel und nach dem Frühstück ging es ab halb neun über eine verschneite, kurvige Bundesstraße durch die Alpes Maritimes zurück an die Cote´Azur. Nun ging es auf der Autobahn zügig voran. Lacki las in der Zeitung und entdeckte für 18:00 Uhr das Primera Division Spiel Espanyol Barcelona – Albacete. Nach dem genauen Studium des Europaatlas entschieden wir uns für den 300 km langen Umweg über Barcelona. Knapp eine Stunde vor Spielbeginn trafen wir beim Estadio Olimpic ein, wo wir uns die billigsten Karten um 25 € kauften. Im Olympiastadion von Barcelona mit seiner Leichtathletikanlage und seinem großen Oval konnten die gut 15.000 Espanyolfans, die auf alle Sektoren aufgeteilt waren, nicht wirklich für Stimmung sorgen, obwohl ihre Mannschaft bereits nach vier Minuten in Führung gehen konnte. Wir hatten Karten für die Kurve im zweiten Rang. Nach genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass wir gemeinsam mit einigen hundert Espanyolfans eigentlich im Auswärtssektor von Albacete unsere Plätze bezogen hatten. Alle Versuche mit den gezählten neun Fans von „Nucleo 2004“ Albacete ins Gespräch zu kommen scheiterten, da diese Auswärtsfans kein einziges Wort Deutsch oder Englisch verstanden und so kam uns das alles recht spanisch vor. Mittlerweile erhöhte Espanyol auf 2:0, die Stimmung versuchten aber nun neun Albacete und sechs Austriafans gemeinsam zu machen, was nach dem 2:1 Anschlusstreffer auch teilweise gelang. Obwohl es beim Heimsieg blieb war die Stimmung der Heimfans doch enttäuschend.

Gleich nach dem Match machten wir uns an die letzten 600 km bis Bilbao heran und gegen 23.00 Uhr durchquerten wir Saragossa, wie sich später herausstellen sollte unser nächster UEFA-Cup Gegner. Knapp vor Bilbao, es war bereits ein Uhr, fanden wir auch noch ein Hotel. 75 €/Doppelzimmer erschien uns doch recht teuer für so eine kurze Nacht und so teilten wir uns auf zwei Zimmer auf. Für das Frühstück sollten wir noch 7 €/Person extra bezahlen, und so wurde Sonntagvormittag auf der nächsten Raststation ordentlich "gebruncht".

Am späten Vormittag erreichten wir Bilbao und parkten unser Auto in Stadionnähe. Beim ersten Stadionrundgang trafen wir bereits etliche Austrianer, und nachdem zu Mittag die zwei Tagesflieger mit über 400 Veilchen landeten, war in der Stadt der violette Teufel los. Unter den hunderten Austriafans waren auch noch einige Mitglieder von uns Bulldogs, unter anderem der legendäre „Alte Karl“, Ewald und seine Brigitte, Hannes, Manuel und natürlich Virus, der kein Austriamatch in den letzten Jahren ausließ. Jede Bar, jedes Lokal, jeder Platz war fest in violetter Hand. Beim Treffpunkt, einem Irish Pub, das von der Westtribüne.at organisiert wurde, war die Stimmung am besten. Von dem Geld, das an diesem Nachtmittag von uns Veilchen in dem Lokal versoffen wurde, kann der Lokalbesitzer wohl einige Monate recht gut leben.

Der Marsch Richtung Stadion war recht schlecht organisiert, denn es machten sich viele Gruppen alleine auf den Weg, was für einige doch recht böse Folge habe sollte. Denn rund um das Stadion wartete die Athletic-Szene, unterstützt von linken Pöbeln aus ganz Europa. Darunter einige St. Pauli Sympathisanten, die lautstark den Austria-Mob zum Kampf aufforderte. Durch das massive Auftreten der Guardia Civil, die recht leichtfertig mit ihren Schlagstöcken umgingen, konnten beide Gruppierungen im Zaum gehalten werden. Nicht nur durch Bierflaschen und anderen Wurfgegenständen, die von dem „Multikulti-Mob“ von Bilbao auf uns geschmissen wurden, wurden einige Austrianer verletzt, sondern auch von den Streicheleinheiten der vermummten Einsatzkräfte, die ohne Rücksicht auf Verluste, teilweise sogar auf jugendliche Austriafans einprügelten.

Als gleich nach Matchbeginn ein ungerechtfertigter Elfer gegen unsere Austria gegeben wurde, standen wir im wahrsten Sinne des Wortes im Regen und an die 40.000 fanatische Basken trieben ihre Mannschaft nach vorne. Doch auch unsere Mannschaft spielte recht flott mit und so konnte unsere Austria schon in der ersten Halbzeit das wichtige Auswärtstor durch Sionko erzielen. Nun war bei den mitgereisten Veilchen die Hölle los und als die Stimmung am Höhepunkt war, versuchten einige Ordner, die vor unserem Sektor ebenfalls mit Schlagstöcken Stellung bezogen hatten, einige Austriafans zu provozieren. Nach einem kurzen aber heftigen Schlagabtausch mit den Ordnern, der Aufgrund der Schlagstöcke mit leichtem Vorteil für das Ordnerpack endete, war die Stimmung nun Nahe der Eskalation. Erste Plastiksessel wurden herausgetreten und auf die Ordner geschleudert. Nach dem 2:1 unserer Austria, das so gut wie sicher den Aufstieg bedeutete, begann nun der Kleinkrieg zwischen den Austriafans und den baskischen Ordnern. Die Austriamannschaft spielte an diesem Abend im San Mames Stadion groß auf und der Auswärtssieg war bis zum Schluss nicht gefährdet. Als die Austriaspieler nach dem Schlusspfiff zu unserem Fansektor kamen, und sie von den völlig überforderten Ordnern nicht zu uns durchgelassen wurden, eskalierte die Lage total. Aus den Bilbao-Fansektor, der gleich neben unserem gelegen war, provozierten die Basken mit sinnlosen Innsbruckschals und die Ersten begannen mit Sesseln und Plastikflaschen auf unseren Sektor zu werfen. Nun erfolgte sofort der Gegenangriff, Dutzende Sessel wurden herausgetreten und retour in den Baskensektor oder auf die nicht zu knüppeln aufhörenden Ordnern geworfen. Unsere Spieler und einige Vereinsangehörige, darunter Manager Kretschmer und Fanbeauftragter Martin waren mitten im Geschehen, versuchten zu schlichten wurden aber von den Ordner teilweise ebenso niedergeknüppelt. Nach einigen Minuten beruhigte sich die Lage und wir Fans feierten gemeinsam mit den Austriaspielern, die für einen historischen Sieg in der Klubgeschichte sorgten, noch einige Minuten im Stadion.

Der linke Bilbao–Mob sammelte sich inzwischen vor unserem Auswärtssektor, wurde aber von der Guardia Civil mit Gummigeschossen auseinander getrieben und knapp eineinhalb Stunden nach Matchende durften auch wir Veilchen das Stadion verlassen. Die Tagesflieger wurden sofort mit Bussen zum Flughafen gebracht, wir hatten noch einen Fußmarsch zu unserem Auto vor uns, und vor 22.00 Uhr verließen wir Bilbao Richtung San Sebastian. Nachdem wir die ehemalige Kühbauer-Stadt Richtung Frankreich verließen konnten wir schon die nächste Reise nach Spanien planen. Wir hatten ja noch 2.300 km bis Wien vor uns, dass wir nach genau 24 Stunden  Fahrzeit Montagabend erreichten. Nachdem wir nicht jede Woche über 5.000 km Quer auf Europas Autobahnen unterwegs sein wollen, werden wir nach Saragossa ebenfalls auf den Tagescharter umsteigen. Vielleicht hat unser Präsi Jörg, der seit 1991 erst sein zweites Europacup-Match (inkl. UI-Cup) nach Baku ´95 versäumte, bis zum Saragossa-Match seine privaten Probleme im Griff und wird uns beim nächsten Spanienmatch wieder tatkräftig zur Seite stehen.

Martin/B.D. 92

BULLDOGS ON EUROPEAN TOUR 2005

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